100 Jahre Spenglerei und Dachdeckerei Andreas Baumann
Wenn ein Betrieb sein 100-jähriges Bestehen feiern kann, ist das stets etwas ganz Besonderes. So auch die Spenglerei und Dackdeckerei Andreas Baumann, die in diesem Jahr auf ein ganzes Jahrhundert seiner Geschäftstätigkeit zurückblicken darf.
Begonnen hatte alles mit dem Großvater des heutigen Betriebsinhabers, er trug auch schon den Vornamen Andreas. Geboren im Jahre 1897 in Bad Reichenhall, diente er im 1. Weltkrieg bei der Luftwaffe und landete nach einem Absturz im Lazarett.
„An einem 1. Mai ist er dann mit dem Zug nach Garmisch gefahren und hat Quartier beim Gerum in der Klammstraße genommen“, weiß Andreas Baumann. Bei Adam Foertsch, er betrieb in der Fürstenstraße 16 eine Fremdenpension und Spenglerei, begann sein beruflicher Werdegang in der neuen Heimat.
„Bereits 1919 konnte er das Geschäft übernehmen und absolvierte zwei Jahre später im Jahre 1921 die Meisterprüfung“, schildert Baumann senior. Und auch die ersten Arbeiten, die das junge Unternehmen durchführte, sind noch im Gedächtnis geblieben. Wie etwa Spenglerarbeiten am Kreuzeckhaus und an diversen Jagdhütten, sowie bei der bekannten Oberammergauer Schnitzerwerkstatt Lang sel. Erben. „Mit dem Fahrradl ist er damals für diese Arbeiten raufgefahren“, weiß der heute 88-jährige.
Eine Arbeitsstelle war auch der große Garmischer Gasthof „Koanzenfranz“, hierbei lernte Baumann seine spätere Frau Aloisia kennen, die dort als Köchin arbeitete.
Die Höllentalstraße 8a wurde nach 1923 zum Firmensitz
Etwa um das Jahr 1923 folgte der Umzug in die Höllentalstraße – ins „Draxler“-Anwesen. Anfangs erfolgte die Werkstatttätigkeit noch im ehemaligen Stallteil, dieser wurde dann im Jahre 1930 komplett umgebaut. Nach Tochter Anna im Jahre 1929, folgte mit Andreas Baumann 1931 die spätere 2. Firmengeneration. Genau zum Ende des 2. Weltkrieges begann Andreas Baumann die Lehre, die Meisterprüfung schloss er im Jahre erfolgreich ab.
Viele Beispiele handwerklichen Wirkens
Neben vielen Arbeiten bei privater Kundschaft gab es in den vergangenen Jahrzehnten auch stets Herausragendes zu meistern. So galt es, das legendäre Kaufhaus X in der Hauptstraße einzudecken, ebenfalls gab es Großaufträge beim Grainauer Hotel „Waxenstein“, beim Hotel „Roter Hahn“, beim Kaufhaus Karl Hartenstein, sowie bei Renovierungen und Spenglerarbeiten an der Alten Kirche St. Martin. „Auch der Burgrainer Kirchturm war im Jahre 2012 eine besondere Herausforderung“, schildert der heutige Firmenchef Andreas Baumann junior. Ein weiterer Großauftrag war vor wenigen Jahren der Neubau des Geschäftshauses „Koanzenfranz“ von Michael Pritschow, dessen früherer Stall und die Tenne der Firma Baumann auch viele Jahre als Lager diente. So bildeten die Baumann`s auch einige Lehrlinge aus und beschäftigten für ihre Tätigkeit über die Jahrzehnte hinweg auch etliche Gesellen. Einer davon war Adolf Kapfer, der „Adi“, der vielen noch in guter Erinnerung sein dürfte.
Nunmehr Dritte Generation Andreas Baumann
Nach zwei Generationen erfolgreicher Handwerksarbeit war es nicht verwunderlich, dass auch die dritte Generation Andreas Baumann den Spengler-Beruf ergriff. Bei der Partenkirchner Firma Otto Härtl begann Andreas Baumann junior 1983 seine Lehre, absolvierte 1996 die Meisterprüfung und führt den Betrieb seit dem Jahre 1997.
Und gerade für historische Gebäude und Sakrales zeigte die Firma Baumann stets besonderes Geschick. War doch Andreas Baumann senior nicht nur jahrzehntelang Kirchenpfleger der Pfarrei St. Martin, sondern auch ehrenamtlicher Direktor des Werdenfels-Museums. So kümmerte sich die Firma Baumann mit Sachverstand auch um die Zeiger der historischen Uhren der Ettaler Klosterkirche, der Alten Kirche St. Martin, nahm sich dem Kreuz des Priestergrabes am Garmischer Friedhof an oder sanierte die historische Spitze der Bubenschule an der Krankenhausstraße.